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Pressebericht

27.03.2011

Ottonen ziehen in die Schlacht

KÖNIGSPFALZ Mittelalter-Fans läuten die Saison in Tilleda ein. Das Schmiedefeuer brennt bereits.


Die Ritter der Gruppe Swérthegan übten sich im Schwertkampf. Es war auch für sie das erste Training in diesem Jahr. (FOTO: STEFFI ROHLAND)

TILLEDA/MZ/SRO. Das Hämmern der Schmiede und Kampfgeschrei weckten die Königspfalz Tilleda am vergangenen Wochenende aus ihrem Winterschlaf. "Beim diesjährigen Saisonauftakt wird der Rost von den Hämmern geklopft", sagt Pfalzarchäologe Michael Dapper. Seit zehn Jahren betreuen er und seine Frau Alexandra das Freilichtmuseum Königspfalz Tilleda. Unter seiner Federführung wurden die Rekonstruktionsmaßnahmen durchgeführt.

"Wir bereiten jetzt die Aktivitäten für den Sommer vor", sagt Dapper. Im Schmiedefeuer stand zum Beispiel eine Barrengussform für Kupferlegierungen, sprich Bronze. Der zehnjährige Johannes Dapper und der achtjährige Moritz Gentsch aus Moritzburg bei Dresden fachten das Schmiedefeuer mit dem Blasebalg tüchtig an. Als Dankeschön bekamen die tüchtigen Helfer den ersten mittelalterlich geschmiedeten Nagel des Jahres geschenkt.

"Über den Winter habe ich viel Forschung betrieben in Richtung Metallurgie", verrät der Pfalzarchäologe. Bei den zukünftigen Experimentierwochenenden soll nämlich erneut Erz geschmolzen werden. Dazu soll auch der Rennfeuerofen wieder in Ordnung gebracht werden.

Außerdem will man sich in diesem Jahr der Buchmalerei und Buchbindetechnik widmen. Dafür hat Michael Dapper Gesteinsbrocken mit den Mineralien Malachit und Azurit besorgt. "Das sind originale Pigmente aus der Region", sagt er. "Das Azurit ergibt die blaue Farbe, Malachit grün. Wie man daraus Farbpigmente gewinnen kann, müssen wir allerdings noch ausprobieren."

Geprobt werden müssen auch die Schwertkämpfe. "Entschuldigen Sie, darf ich Sie fotografieren", fragte Fine Wübbena die beiden Ritter, die nach kurzem, aber intensivem Schwertkampf nach Luft schnappten. Beide hatten nichts dagegen und posierten stolz in ihren schweren Kettenhemden, um schon bald wieder in Aktion sein. Die Hobbyfotografin war entzückt. Die junge Frau aus Hameln weilt derzeit als Kurgast in Bad Frankenhausen. "Das ist ja ganz toll hier", war sie beim ersten Aufenthalt auf der Pfalz begeistert.

Zwar verbarg sich der Frühling am Samstag in Tilleda etwas hinter dichten Wolken und Nieselregen, aber schon langsam zieht wieder Leben auf der Pfalz ein. Um genau zu sein, mittelalterliches Leben. Die ersten Männer und Frauen, die sich in diesem Jahr auf die Zeitreise begaben, waren die Ritter der Gruppe Swérthegan (Schwertkrieger). Sie nutzten den Wochenendaufenthalt auf der Pfalz, um ihre Schwertkämpfe zu trainieren.

Zu ihnen gehört Wilko Bause. Er kam sogar von der Insel Usedom in die Goldene Aue am Fuße des Kyffhäusers. Der 32-jährige Ritter der ottonischen Zeit pflegt sein Hobby seit 2003. Eines der jüngsten Mitglieder des losen Ritterbundes ist Marie Sterzik. Die Achtjährige war erstmals gemeinsam mit ihren Eltern auf Zeitreise. Während ihr Vater den Schwertkampf übte, ging sie auf Entdeckungstour in die Ausstellungshäuser der Pfalz oder spielte mit anderen Kindern.

Auf dem weiträumigen Gelände der Königspfalz kündigt sich bereits der nächste Höhepunkt an: das Osterfeuer. Der notwendige Rückschnitt der Buchenhecken lieferte bereits einen ansehnlichen Reisighaufen.

VON STEFFI ROHLAND, 27.03.11

Copyright: Mitteldeutsche Zeitung

Bericht als PDF-Datei

Extern:
Freilichtmuseum Königspfalz Tilleda

letzte Änderung:
03. April 2011, © ungerweb